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Mixtape der Woche

16. Januar 2025, 21:23 Uhr von Uwe

Völlig überraschend ist schon wieder eine Woche rum, es ist also an der Zeit mir einen Eintrag aus dem Ärmel zu schütteln. Und da ist es nur recht und billig (und vor allem schön einfach), sich mit einer Band zu beschäftigen, deren Fehlen bei der „Album der Woche“ Reihe schon diskutiert wurde, zumal besagte Band seit hundertdrölfzig Jahren aktiv ist, endlos viele Platten verkauft hat und überhaupt die Rockmusik nachhaltig beeinflusst hat.

Ich rede natürlich von Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und ihre diversen Sidekicks, besser bekannt als Rolling Stones. Die begannen Anfang der 60er Jahre als Rhythm-&Bluesband, wobei Brian Jones der eigentliche Impulsgeber war, während Charlie Watts erst später hinzustieß. Sie kopierten zunächst den Blues der nordamerikanischen Vorbilder wie Chuck Berry und waren damit musikalisch völlig anders gelagert als die Beatles. Witzigerweise wurden letztere als die braven Schwiegersöhne vermarktet und die Stones als Bürgerschreck, dabei kamen Jagger und Richards aus gutem Hause und gingen aufs College bevor sie sich ganz der Musik zuwanden. Der einzige Bürgerschreck war Brian Jones, der schon als Teenager mehrere uneheliche Kinder zeugte und später wegen drogenbedingter Unzuverlässigkeit aus der Band flog, bevor er 1969 den Rockstartod starb.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Stones nach 1969 quasi nix wirklich relevantes mehr auf die Kette gekriegt haben, zumindest im Vergleich zu den Werken, die von 1965-69 entstanden, auch wenn jetzt alle Stones-Fans laut aufschreien werden.

Aber nach so viel Vorrede sollten wir nun endlich mal zum relevanten Teil kommen, nämlich zur Musik.

(I Can’t Get No) Satisfaction

Diese Nummer von 1965 ist natürlich der Signaturesong der Band. Entstanden auf einer US-Tour nach einem nächtlichen Geistesblitz von Keith Richards, der mit dem markanten Riff ankam, und einem heute wie damals brandaktuellen Text von Mick Jagger. Die beißende Kritik am Kommerz („When I’m watchin‘ my TV and a man comes on and tells me how white my shirts can be“) ist ja zeitlos.

Paint It Black

Ein Jahr später sah man schwarz. Besser hat man Depressionen selten in Worte gefasst („Maybe then I’ll fade away and not have to face the facts, it’s not easy facing up when your whole world is black“). Musikalisch ist es im Kontrast dazu recht flott, akustische Tupfer sind natürlich das Intro auf der Sitar und der orientalische Schlagzeugrhythmus.

Let’s Spend The Night Together

Irgendwie muss man seinem Ruf als Bürgerschreck ja gerecht werden, da kommt ein Song mit eindeutig sexueller Konnotation natürlich bestens an – also bei der Zielgruppe, weniger bei deren Eltern. Bei den Amis gab es natürlich einen Skandal, obwohl man dort im TV extra den Text in „let’s spend some time together“ abänderte. Erschienen ist der Song Anfang 1967, kurz darauf hatte Mick Jagger eine Anklage wegen Drogenbesitzes am Hals, Brian Jones hatte ebenfalls wegen des gleichen Deliktes Ärger mit der Justiz. Das war der Anfang vom Ende für Brian Jones.

Jumpin‘ Jack Flash

Ohne diesen Song wäre die Karriere der Band wohl ganz anders verlaufen. Nachdem die Band 1967 dem Zeitgeist entsprechend recht psychedelische Musik gemacht hatte (siehe 2000 Light Years From Home und She’s A Rainbow), die jedoch beim Publikum nicht so gut ankam. Der letzte Hit war das bereits erwähnte Let’s Spend The Night Together, und das war über ein Jahr her – im Musikgeschäft eine Ewigkeit. Hier gab es nun also keine Schnörkel mehr, keine Ausflüge in wilde Instrumentierungen, sondern ein Riff, und nichts als ein Riff. Und mehr brauchts ja auch nicht für einen Hit, den selbst Motörhead coverten.

Sympathy For The Devil

Dieser Song ist die Ausnahme in diesem Mixtape, denn er war keine Single. Dafür ist er mit über sechs Minuten Spielzeit schlicht zu lang. Die Zeit braucht es aber auch, denn nur so entfaltet sich die einzigartige Magie des Songs mit seinem unwiderstehlichen Sambarhythmus – wer da nicht wild mit dem Fuß anfängt zu zappeln und am Ende „woohoo“ schreiend durch die Wohnung tanzt, der hat die Nummer einfach nicht begriffen. Keith Richards haut einige originelle Gitarrentöne raus, und Mick Jagger besingt den Teufel in einem echt tiefgründigen Text anhand diverser Ereignisse, sei es historisch wie der Hundertjährige Krieg oder die damals brandaktuelle Ermordung von Robert Kennedy. Ganz großes Kino.

Honky Tonk Women

Ende 1968 schrieben Jagger und Richards diesen Song, die Aufnahmen verzögerten sich jedoch bis zum Sommer 1969. Im Juni trennte man sich endgültig von Brian Jones, für ihn kam Mick Taylor in die Band. Seine erste Duftmarke war dieser Song, der schließlich Anfang Juli 1969 veröffentlicht wurde – einen Tag nach dem überraschenden Tod von Brian Jones.

Gimme Shelter

Den Abschluss des Tapes bildet dieser Song von 1969, der vielen als der beste gilt, den die Band je aufs Band bannte (ich habs aber auch mit den Alliterationen hier heute). Textlich geht es um den Krieg – und damit war damals ganz klar der Vietnamkrieg gemeint. Jagger schreckte auch nicht davor, die Worte rape und murder zu verwenden und die Dinge damit auf den Punkt zu bringen. Die komplett von Keith Richards gespielten Gitarren sind ein einziges Highlight.

Und damit sind wir auch schon am Ende – natürlich hatten die Stones auch danach noch hier und da Hits (z.B. Angie 1973 oder Start Me Up 1981), aber die ganz große popkulturelle Bedeutung hatten sie danach nie wieder.

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